Gruß zu Pfingsten von Pfarrer Kaminski

Der Geist Gottes führt die Menschen zusammen

Mut, Hoffnung und Zuversicht in Corona-Zeiten

Liebe Gemeindemitglieder,

lange haben Sie viele Gemeindemitglieder und den Pfarrer nicht gesehen und gehört. Manch einer von uns vermisst die Gemeinschaft der Glaubenden, das gemeinsame Beten und Singen sowie auch das fröhliche Miteinander.

Wir alle machen z. Zt. die Erfahrung: das Coronavirus verändert unseren Alltag. Viele unserer vertrauten Lebensgewohnheiten sind weggebrochen. Wir werden nachdenklicher, das alltägliche Leben entschleunigt sich. Da tun sich plötzlich Fragen auf, ganz ungewollt können sich auch dunkle Schatten über mein Leben legen.

Was belebt mich? Was inspiriert mich? Wo spüre ich, dass ich nicht nur funktioniere, sondern lebe? Was ist eigentlich wichtig in meinem Leben. Fragen, die in der Zeit der Corona-Pandemie auftauchen können.

Es gibt Erfahrungen, die mich über mein begrenztes Ich und meinen kleinen Sachverstand hinausführen. Oft werden uns solche Lichtblicke geschenkt, wenn das Leben uns hart zusetzt. Wie soll es weitergehen? Wir sehen schwarz. Und plötzlich geht uns ein Licht auf. Eine Begegnung, ein Wort, eine Melodie wie ein Komet, der ganz überraschend mitten in der Nacht auftaucht und eine Lichtschneise reißt durch die Dunkelheit.

Ahnen Sie was Pfingsten heißt: Die trostlose Zeit ohne den Geist hat ein Ende, die lähmende Geistlosigkeit ist vorbei. Grenzen werden überwunden, neue Lebenshorizonte aufgerissen, Menschen aus allen Völkern und Nationen finden zueinander in der einen internationalen Christen-Bewegung. Der Geist Gottes führt sie zusammen, schafft Gemeinschaft, zeigt neue Perspektiven auf. Pfingsten sagt uns worum es geht: Ein geschwisterliches Volk in der Einen Welt. Traumhaft nicht wahr? Dass es so etwas gibt in allem Unverständnis.

Manchmal in einer ruhigen Stunde, frage ich: „Was erwartest du eigentlich?“ Ich merke, wie meine kleine Welt an den eigenen vier Wänden endet und ich damit zufrieden bin, wenn es dort läuft, wie es halt läuft. „Ist das alles?“ Das kann doch nicht alles sein! Ich sehe die Heilige Schrift vor mir liegen, ein Buch voller Hoffnungen, voller Bilder, Träume und Visionen: Von der Mahlgemeinschaft aller Völker. Vom Umschmieden der Schwerter zu Pflugscharen. Von Gott, der wie ein Vater oder eine Mutter die Tränen aus unserem Gesicht wischt. Vom Lachen und der Freude der Söhne und Töchter Gottes.

Wir Christen feiern in wenigen Tagen das Pfingstfest. Kein anderes Kirchenfest lädt uns so bewusst ein zu fragen: Haben wir noch Visionen? Gibt es noch die Sorge um eine gemeinsame Zukunft, und zwar nicht nur für unser Land, sondern über Europa hinaus für die Eine Welt?

Wie nähren wir unsere Träume und Visionen? Indem wir offen sind für sie? Es ist ein Riesenunterschied, ob ich sage: Was soll's? Spinnerei! Oder: Warum eigentlich nicht?

Bei aller Härte und den Verzicht, den uns diese Pandemie auflegt, der Lockdown kann unsere Augen auch wieder für das Wesentliche öffnen. Für uns Christen ist gerade Pfingsten eine Einladung dazu, sich dem Geist Gottes zu öffnen, denn der Beistand, den uns der Herr verheißen hat, macht Mut unsere Träume zu leben. So darf ich immer wieder voll Vertrauen beten: Ja Herr, sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu!

Ich wünsche Ihnen ein frohes, gesegnetes Pfingstfest. Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pfarrer Matthias Kaminski